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ich breite einsam beide Arme aus,
und keiner sagt mir, wo ich hingehöre.
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aus Rilke: "Mir ist, als ob ich alles Licht verlöre"

Dienstag, 31. Januar 2012

Einmal am Rande des Hains


Einmal am Rande des Hains

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Einmal, am Rande des Hains,
stehn wir einsam beisammen
und sind festlich, wie Flammen
fühlen: Alles ist Eins.

Halten uns fest umfaßt;
werden im lauschenden Lande
durch die weichen Gewande
wachsen wie Ast an Ast.

Wiegt ein erwachender Hauch
die Dolden des Oleanders:
sieh, wir sind nicht mehr anders,
und wir wiegen uns auch.

Meine Seele spürt,
daß wir am Tore tasten.
Und sie fragt dich im Rasten:
Hast Du mich hergeführt?

Und du lächelst darauf
so herrlich und heiter
und: bald wandern wir weiter:
Tore gehn auf..

Und wir sind nichtmehr zag,
unser Weg wird kein Weh sein,
wird eine lange Allee sein
aus dem vergangenen Tag.

Aus Rainer Maria Rilke: Dir zur Feier (1897/98)

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